Tipp #5: Silbenweise Lesen

 

Bei diesem Tipp möchte ich gerne vorab darauf hinweisen, dass das silbenweise Lesen voraussetzt, dass das Kind alle Buchstaben kennt und das Verschleifen aller Buchstaben (wenn auch mühselig) beherrscht.

Hat ein Kind Schwierigkeiten beim Lesen, ist das Verschleifen der Buchstaben für es sehr anstrengend und die Zuhörer werden dabei auch oft sehr ungeduldig, was das Kind in jedem Fall spürt und sich dadurch eine eigene Lesemethode aneignet. Doch leider ist Tatsache, dass diese sie viel Kraft und Zeit kostet. Vielleicht erkennen Sie in der nachfolgenden Beschreibung Ihr Kind wieder?

 

Das Kind soll einen Text vorlesen. Es spricht, wenn überhaupt, den ersten Buchstaben eines Wortes aus und bewegt danach nur noch die Lippen. Nach einer ganzen Weile spricht es dann das für sich leise erlesene Wort aus und geht zum nächsten Wort über. Dort geht es natürlich genauso vor. Die Wörter werden also nach und nach leise durchprobiert, damit das Kind zu einer Lösung kommt. Dabei entsteht kein Leserhythmus, das Kind kann den Textsinn nicht richtig wiedergeben und das Ganze kostet viel Energie und es ist vorprogrammiert, dass das Kind auf diese Art und Weise keine Freude am Lesen entwickeln wird. Also ist es sehr wichtig, dass nach dem verschleifenden Lesen ziemlich rasch zum silbenweisen Lesen übergegangen wird.

 

Das Ganze kann man sich als Salamitaktik vorstellen. Alles in kleine Häppchen zerlegt kommen wir zum Ziel.

 

Ihr kennt doch sicher diese Leselernbücher, mit den verschiedenfarbigen Silben. Wenn nicht, einfach mal nach Büchern mit Silbenschrift suchen. Ich persönlich finde die sehr gut. Der Vorteil dabei ist, dass die Kinder bereits vom ersten Leselernprozess an, mit der Silbenlesemethode vertraut werden, auch wenn sie vorerst noch beim Lesen die Buchstaben verschleifen, statt auf die Silben zu achten. Diese Bücher kann ich wirklich allen Eltern, deren Kinder Schwierigkeiten beim Lesen haben, ans Herz legen. Aber….. Kinder sind Kinder und ich habe selbst auch schon ganz oft erlebt, dass die Kinder diese Bücher einfach nur doof finden. Ich vermute, dass den Kindern zu offensichtlich ist, dass es sich um „Lernbücher“ handelt und sie diese deswegen oft verweigern. Kluge Köpfe – verstecktes Lernen geht ja gar nicht!
Ich greife dann immer auf zwei Alternativen zurück, wobei das Kind vorgibt, welche Methode die seine ist.

 

Entweder werden in dem Text die Silbenbögen eingezeichnet oder der Text wird mit sogenannten Silbensteinen nochmal selbst geschrieben. Schaut Euch dazu den Vergleich auf dem Bild an. Wobei die Schreibweise mit den Silbensteinen wirklich sehr aufwendig ist, aber viele Kinder von dieser Methode sehr profitieren.

 

Egal welche Methode genutzt wird, sie dienen (neben dem gegenwertigen Lesen) dazu, dass das Kind ein Gespür für das silbenweise Lesen bekommt. Bei den Büchern mit der Silbenschrift ist das ein sich automatisierender Prozess, was heißt: Die Kinder entwickeln mit jedem gelesenen Satz in Silbenschrift mehr und mehr ein Gespür für das Silbenlesen, so dass dies auch bald schon in Texten ohne Silbenschrift funktioniert.
Bei den Silbenbögen gehe ich so vor, dass ich den Kindern die Silbenbögen in der Anfangszeit immer unter die Wörter zeichne. Bald machen die Kinder das beim Lesen dann selber, bis hin, dass die Silbenbögen nur noch gedanklich mitgezeichnet werden. Dieser Prozess steht in etwa gleich mit der zweifarbigen Silbenschrift.

 

Die Silbensteine hingegen wende ich wirklich sehr lange an. Je nach Leistungsstand des Kindes lasse ich dort nach und nach einzelne Silbensteine miteinander verschmelzen, bis hin dazu, dass alle Silbensteine zu einem Wort verschmolzen sind. Auch hier steht der sich anbahnende automatisierende Leseprozess im Hintergrund.

 

Und bevor Ihr Euer Kind nun tagtäglich dazu „verdonnert“ es soll noch für 10 Minuten lesen gehen, probiert doch mal die Lese-Tandem-Methode aus. Und zwar lest Ihr dort gleichzeitig, im gleichen (Silben)Rhythmus den gleichen Text. Die Kinder mögen das wirklich sehr. Klar, hat ja auch viele Vorteile. Zeit mit Mama oder Papa (oder sogar Oma und Opa) verbringen, immer jemanden zur Seite, der liest, wenn man den Faden verliert oder der passende Buchstabe nicht über die Lippen kommen will und es werden mehr Sinne angesprochen, unter anderem die auditive Wahrnehmung.

 

Und wenn das Kind so gar nicht zum Lesen zu ermutigen ist, es dürfen auch Comics sein, mit ganz wenig Text. Bietet Eurem Kind einfach alles an, es wird sich das Passenden raussuchen. Viel Spaß dabei!